Hannah Arendt
Nachtlied
2021.11.08.
Nur
die Tage laufen weiter,
Lassen unsere Zeit verstreichen.
Stets dieselben dunklen Zeichen
Wird die Nacht uns stumm bereiten.
Sie
muss stets dasselbe sagen
Auf
dem gleichen Ton beharren,
Zeiget auch nach neuem Wagen
Immer nur, was wir schon waren.
Laut und fremd verlockt der Morgen,
Bricht den dunklen stummen Blick
Gibt mit tausend neuen Sorgen
Uns
dem bunten Tag zurück.
Doch die Schatten werden bleiben,
Um
den Tag sich scheu zu schliessen,
Lassen wir auf raschen Flüssen
Uns
zu fernen Küsten treiben.
Unsere Heimat sind die Schatten,
Und
wenn wir zutiefst ermatten,
In
den nächtlich dunklen Schoss
Hoffen wir auf leisen Trost.
Hoffend können wir verzeihn
Allen Schrecken, allen Kummer.
Unsere Lippen werden stummer -
Lautlos bricht der Tag herein.
FEL